Dechsel mit Klinge aus Muschelkalk

Im Rahmen seiner Recherchen zur Nutzung lokaler lithischer Ressourcen im Neolithikum der Vorderpfalz, erprobte Thomas Bartz die Werkzeugtauglichkeit vom Muschelkalk als Beil- oder Axtklingen.

Dazu sichtete er die lithischen Artefakte aus dem Kreisgrabenwerk von Herxheim, unter denen er drei Beil- und/oder Axtfragmente aus Muschelkalk entdeckte, die rituell verbrannt, zerschlagen und zusammen mit Schädelkalotten in den Gräben deponiert wurden. Bislang sind Muschelkalkklingen aus der späten Bandkeramik singulär. Es stelle sich die Frage, ob es sich hierbei um reine Votivgegenstände, oder um echte Werkzeuge handelte, wie viele andere aus Amphibolit die dort im Kult zerstört wurden. Die Erwartungshaltung war, dass Muschelkalk absolut untauglich für Beil- oder Axtklingen ist und die Schneiden nach kürzester Zeit aussplittern oder die Klingen zerbrechen. Es kamen zwei verschiedene Kalkarten zum Einsatz. Eine Klinge aus Dolomit ohne Fossileinschlüsse, aber mit zwei Kalzit-Adern und eine aus Muschelkalk mit Fossileinschlüssen. Die Dolomitklinge des Dechsels brach bereits nach ca. 15 Schlägen an der Kalzit-Ader, wobei die Schneide jedoch absolut unversehrt war. Bei dem Dechsel mit Fossileinschlüssen löste sich die Bindung mehrfach. Nach der Notreparatur der Wicklung mit Panzerband, konnte am 2. Tag weitergearbeitet werden. Hierbei wurde versucht die Klinge durch verschärften Einsatz am Baum gewaltsam zu beschädigen, was aber nicht gelang. 

In künftigen Versuchen soll die tatsächliche Werkzeugtauglichkeit von Klingen aus Muschelkalk eingehender geklärt werden.

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Literatur

  • Andrea Zeeb-Lanz: Herxheim bei Landau (Pfalz): einzigartiger Schauplatz jungsteinzeitlicher Zerstörungsrituale mit Menschenopfern / Herxheim près de Landau (Palatinat): Théâtre extraordinaire des rituels de destruction avec sacrifices humains. In: M. Koch (Hrsg.): Archäologentage Otzenhausen, Band 3, 2016. Beiträge der Internationalen Tagung zur Archäologie in der Großregion in der Europäischen Akademie Otzenhausen, 14.–17. April 2016 (Nonnweiler 2017) S. 101–122.