Nach mehrjähriger COVID-19-Unterbrechung fand unser 10. Ergersheimer Jubiläums-Experiment am Wochenende vom 31. März bis 2. April 2023 statt.

Zu den Arbeiten gehörten vertiefende Versuche zum Brunnenkastenbau mit Schlitzpfosten nach Funden aus Uničov und Ostrov. Es wurde versucht nachzuvollziehen ob die Schlitze der Pfosten mit Dechseln mit Schuhleistenkeilen oder Knochenbeiteln ausgearbeitet wurden. Ein Team beschäftigte sich mit der Verwendung neolithischer Hohlschliffklingen, ein weiteres mit detailliert dokumentierten Fällarbeiten mit römischen Stahläxten. Weiterhin wurden verschiedene Eichenstämme und Äste in 1-Meter-Schritten zur Ergänzung einer dendrologischen Referenzsammlung beprobt und Baumscheiben von geeigneten Wurzenstümpfen für die Erweiterung der kürzlich erstellten Ergersheimer Eichenchronologie gesammelt, die bislang bis in das Jahr 1805 zurück reicht.

Eingehendere Ergebenisse folgen hier in Kürze. Schauen Sie gerne wieder vorbei.

 

Werkzeugklingen aus Muschelkalk

Thomas Bartz erprobte die Werkzeugtauglichkeit vom Muschelkalk als Beil- oder Axtklingen, die er nach Funden aus dem jungneolithischen Ritualort Herxheim rekonstruierte. Da Muschelkalk als Material für Werkzeugklingen eher ungeeigent erscheint, stand die Frage im Raum, ob die dort deponierten und zuvor unbrauchbar gemachten Beile eher einen Votivcharakter innehatten oder ob es sich dabei um praktische Werkzeuge handelte.

Werkzeugklingen aus Muschelkalk

 

Stechbeitel aus FlintSilex-Stechbeitel mit Klüpfel und Zapfenloch

Wulf Hein startete ein Experiment, dass er schon lange durchführen wollte. Während mit Beilen aus Feuerstein schon vielfach gearbeitet wurde, ist die Arbeit mit Stechbeiteln aus Flint bis her nur wenig untersucht und erprobt worden. Wulf hatte von Marquardt Lund und Kai Martens jeweils einen Beitel geschenkt bekommen, sie geschliffen und an einem Eichenstamm eingesetzt. In etwa 2 Stunden Netto-Arbeitszeit konnten zwei Zapfenlöcher von ca. 7 × 7 cm und 2 cm Tiefe ausgestemmt werden, wobei allerdings überwiegend im Splintholz gearbeitet wurde. Zur freudigen Überraschung der Experimentatoren hielten die Beitel auch stärkeren Schlägen mit einem Holzhammer stand und schnitten ein sauberes Zapfenloch in die Eiche.
Der Versuch wird im nächsten Jahr erweitert fortgeführt werden. Die jetzt verwendeten Beitel sind derzeit zur Gebrauchsspurenanalyse in Dänemark.

 

Impressionen


Modern statt primitiv: So funktionierte der Hausbau in der Steinzeit. BR Fernsehen Frankenschau aktuell, 03.04.2023